Hund zieht an der Leine



Ihr Hund zieht an der Leine und nichts hilft?

Das Ziehen an der Leine ist eins der häufigsten Probleme im Hundetraining.

Viele Hundeschulen bieten Kurse zur Leinenführung an, und das Internet ist voller Ratschläge, wie das Problem zu lösen ist.



Was aber ist diese Leinenführung?

Was wünschen die Menschen sich, wenn vom Gehen an lockerer Leine gesprochen wird?

Manchmal möchte man einen Hund, der immer nur hinter einem geht, manchmal soll er am linken Bein kleben und manchmal soll er ziehen dürfen aber auf Kommando damit aufhören.

Was der Hund machen soll, wenn wir den Wunsch äußern, dass der Hund nicht ziehen soll, ist selten genau beschrieben.

Fragen Sie sich, wann und wie der Hund mit ihnen an der Leine gehen soll:

  • Geht es um ein ,,bei Fuß“ als Kommando?
  • Geht es um ein beim Menschen bleiben und nicht weiter als eine Armlänge entfernen?
  • Soll der Hund das immer und überall machen oder gibt es auch Ausnahmen?
  • Darf der Hund selbst entscheiden und beim Spaziergang stoppen, sich lösen, eine Stelle mit der Nase untersuchen und ,,Zeitung lesen“ und wie soll er seine Entscheidung kommunizieren?

Schnell wird klar, dass es nicht klar ist aber eigentlich vorher klar sein sollte, was verlangt wird.

Der erste Schritt sollte sein, dass Ihr Ziel ganz klar formuliert wird.

Eine gute Hundeschule kann Ihnen dabei helfen, Ihr Ziel zu formulieren und wird Ihnen auch einen ersten Überblick geben, welche weiteren Schritte nötig sind, um dieses Ziel zu erreichen.

Dauerzieher oder Überzieher (wie ich sie nenne) haben im laufe der Zeit bereits sehr viele Methoden kennengelernt.

Manchmal werden Methoden einfach ausprobiert, bis eine gefunden wurde, die funktioniert.

Jeder schwört dann auf das Vorgehen, das bei seinem Hund funktionierte und vergisst, dass Hunde sehr unterschiedlich sind.

Was sind die Gründe für das Leinenziehen?

Die Gründe für das Leineziehen lassen sich vereinfacht in drei Bereiche einteilen.

Hunde ziehen: zielgerichtet + zielsuchend + automatisiert
(auf Fachwörter wird hier bewusst verzichtet, damit dieser Text auch für jeden leicht zu lesen ist)

Zielgerichtet

Der Hund sieht, riecht oder hört etwas, wo er hin möchte.
Den Urin einer läufigen Hündin, die Spur eines Fuchses, zwei spielende Hunde, ein Jogger, eine Katze, ein Eichhörnchen oder das Rascheln einer Maus oder eines Igels.

Viele dieser Dinge können wir Menschen noch nicht einmal wahrnehmen.

Ein klassischer Ratschlag einiger Hundeschulen ist, dass der Hund niemals zum Ziel kommen darf, damit sein Ziehen an der Leine nicht belohnt wird.

Wie aber sollen Menschen mit ihrer eingeschränkten Wahrnehmungsfähigkeit verhindern können, dass der Hund zum Ziel kommt oder zumindest gelegentlich sich dem Ziel nähert und dadurch belohnt wird?

Besonders im Bereich der Gerüche, ist dies nicht möglich. Um einen Geruch zu erkunden, ist es für den Hund nicht erforderlich, an die Geruchsquelle selbst zu kommen. Es reicht völlig aus, dass der Hund in die Windrichtung zieht, wo er dann den Geruch besser wahrnehmen kann. Gerüche lösen starke Gefühle aus und das Ziehen wird von sich aus belohnt.

Je empfänglicher ein Hund für Reize ist und je früher und häufiger er erfahren hat, dass das Ziehen belohnt wird, um so schwieriger wird es.

Auch der Mensch, als Sozialkontakt kann Grund für das Ziehen sein.
Die Leine gibt dem Hund die Möglichkeit im ständigen Kontakt zu seinem Menschen zu stehen. Besonders bei gestraffter Leine spürt der Hund, die Anwesenheit seines Menschen. Dies ermöglicht ihm, seine Umwelt weitgehend frei zu erkunden ohne dass er einen wesentlichen Teil seiner Aufmerksamkeit auf den Menschen richten muss.

Das Ziel des Hundes ist in diesem Fall bei seinem Menschen zu bleiben oder seinen Menschen mit den einfachsten Mitteln unter Kontrolle zu halten. Auch das ist ein zielgerichtetes Leinenziehen.



Zielsuchend

Aus der Erfahrung des Hundes wächst der Wunsch einen Reiz zu finden.

Der Hund ist dauerhaft angeschaltet, seine volle Aufmerksamkeit ist auf die Außenwelt gerichtet. Er sucht nach Gerüchen, seine Ohren sind wie Radarschüsseln auf Empfang und die Augen scannen die Umgebung. Dies geschieht alleine aus einem inneren Antrieb. Es gibt keinen Außenreiz, der dies auslöst.

Zielgerichtet und Zielsuchend werden zu untrennbaren Partnern. Das zielsuchende Ziehen führt zum zielgerichteten Ziehen und das führt zum Erfolg, der die gesamte Handlung belohnt.

Für den Menschen an der Leine wird es immer schwieriger zu erkennen, was den Hund antreibt und das Verhalten gleicht einem Teufelskreis, der nur noch schwierig zu unterbrechen ist.

Beim Versuch die Aufmerksamkeit des Hundes zurück zu bekommen spielt der Charakter des Hundes eine wesentliche Rolle. Handelt es sich um einen Hund, der sein Ziel hartnäckig und willensstark verfolgt, dann wird er rauschartig an seinem Ziel kleben und die Leine auf Zug halten.



Automatisiert

Wie wir Menschen, so handeln auch Hunde manchmal aus einer Gewohnheit heraus. Es kann also sein, dass der Hund den Zug an der Leine einfach gewöhnt ist. Eine lockere Leine fühlt sich für den Hund dann seltsam an. Vergleichbar ist das mit dem Gefühl, wenn wir einmal ohne Handy aus dem Haus gehen oder die Brille durch Kontaktlinsen ersetzen. Es fehlt etwas! Der Hund kann dieses seltsame und ungewohnte Gefühl dadurch abschalten, dass er wieder zieht. Dadurch kommt es automatisch zur Belohnung, denn das unangenehme, seltsame Gefühl hört sofort beim Ziehen auf.

Viele Hunde haben ein Problem den Leinenzug selbstständig zu lösen.
Sie reagieren automatisch auf Zug mit Gegenzug. Beobachten wir den Menschen an der Leine, dann stellen wir fest, dass viele Menschen dieses Verhalten auch zeigen. Es entsteht ein Tauziehen bei dem keiner die Möglichkeit erkennt, dass man sich in die Richtung des Ziehenden bewegen könnte.

Hund und Mensch haben gelernt, dass ein Ziehen an der Leine mit Ziehen an der Leine zu beantworten ist.



Zusammenspiel der Gründe

Wie fast immer im Leben wird in der Praxis nicht der eindeutige Grund für das Ziehen an der Leine zu finden sein. Alle Gründe arbeiten zusammen und sind voneinander abhängig und miteinander verbunden. Trotzdem hilft eine Einteilung bei der Analyse aber auch beim Verstehen der gesamten Komplexität, die hinter dem Thema Leinenführigkeit steckt.



Ziehen an der Leine durch frühes Lernen

Besonders tückisch können Dinge sein, die Welpen und Junghunde gelernt haben.

Aktuell ist es weit verbreitet mit dem Hund eine Welpengruppe zu besuchen um ihn an möglichst viele unterschiedliche Hunde zu gewöhnen.

Zusätzlich soll der Hund im Rahmen seiner Sozialisierung möglichst viele Menschen sehr früh kennenlernen und wenig Scheu entwickeln.

Das ausgelassene Spiel der Junghunde auf dem Hundeplatz oder auf der eingezäunten Hundewiese macht Hund und Menschen glücklich. Ist der Freilauf nicht möglich, sollen sich die Hunde zumindest ,,Hallo“ sagen können.

Man will dem Hund seine Bewegung gönnen und so manche Taubengruppe muss aushalten können, dass unsere Hunde auch einmal so richtig Spaß beim Hetzen haben sollen.

So baut man Schritt für Schritt eine Erwartungshaltung auf, die zu ständiger erhöhter Erregung und höchstwahrscheinlich zum Leinenziehen führt.

Gehen an lockerer Leine funktioniert dann nicht mehr, wenn andere Hunde entgegen kommen oder die nette Nachbarin in der Nähe ist.

Selbstverständlich ist eine Gewöhnung an Menschen wichtig und auch das Verfeinern der sozialen Fähigkeiten im Welpen- und Junghundealter sollte gefördert werden.

An erster Stelle ist aber zu vermitteln, dass alles Gute von der Hundehalterin bzw. dem Hundehalter ausgeht.

Wenige regelmäßige ausgewählte Sozialkontakte zu Mensch und Hund sind meistens ausreichend für eine gute Entwicklung.

Dabei ist darauf zu achten, dass die Freigabe des Hundes klar vom Menschen kommuniziert wird und sie möglichst auch nur dann erfolgt, wenn der Hund sich einigermaßen ruhig verhält. Sinnvoll ist es die Dynamik der Hundebegegnung so zu begrenzen, dass sich der Junghund oder der Welpe nicht zu weit vom Menschen entfernt und nicht zu aufgedreht wird.

Menschenkontakte sollten so gestaltet werden, dass andere Menschen nicht mit dem Hund überschwänglich spielen, toben oder den Hund füttern. Dem Hund sollte sehr früh klar werden, dass es diese tollen Dinge nur vom eigenen Menschen gibt.

(Ausnahmen bestätigen natürlich die Regel. So könnte bei einem unsicheren Hund durch Futtergabe von unterschiedlichen Menschen erste gute Erfahrungen geschaffen werden.)

Faires Hundetraining vermittelt Hunden bereits im Welpen- und Junghundealter, dass die Orientierung am eigenen Menschen wichtig ist und Kontakt zu anderen Hunden und Menschen erst nach klarer Freigabe erfolgt.



Klassische Methoden die Leinenführung zu trainieren.

Die klassischen Methoden, mit denen das Gehen an der lockeren Leine trainiert wird, sind entweder motivierend oder hemmend für den Hund.

Fachlich orientiert sich Hundetraining an der klassischen Lerntheorie, mit der man das Vorgehen beim Training wissenschaftlich erklären und genauer analysieren kann. Auf eine wissenschaftliche Erklärung wird hier aber verzichtet, damit der Text leicht verständlich bleibt.



Motivierend

Meist bemüht sich der Mensch um die Aufmerksamkeit des Hundes über Futter- oder Spielzeugbelohnung.



Das Locken

Unter häufiger Ansprache oder bestimmten Körpersignale wird eine Erwartungshaltung beim Hund aufgebaut. Dem Hund wird signalisiert, dass es eine Belohnung geben könnte. Sobald der Hund verstanden hat, dass sein Kontakthalten belohnt wird, wird er sich häufiger am Menschen orientieren. So die Theorie!

Ein häufiger Fehler bei der Belohnung ist, dass der Mensch glaubt, das richtige Verhalten zu belohnen. Der Hund könnte aber auch etwas anderes als Grund für die Belohnung empfinden. So wird beispielsweise die Stimmung des Hundes immer mit belohnt. Ist dieser aufgeregt an der noch entspannten Leine, könnte ein ,,Gut gemacht“ die bestehende Aufregung fördern. Ein anderes Beispiel wäre ein Loben in dem Moment, wo der Hund sich unbemerkt mit der Nase in Richtung Geruch orientiert.

Häufiges Loben und Ansprechen des Hundes, wenn der Hund an der lockeren Leine geht, erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass der Hund für ein falsches Verhalten, das der Mensch nicht wahrgenommen hat, gelobt wird. Die ständige Ansprache stumpft den Hund völlig ab und die Hoffnung auf Spiel oder Futter fördert die Aufregung. Das alles könnte den Trainingserfolg dauerhaft verhindern.

Ein wichtiger Kritikpunkt ist auch, dass der Mensch die Rolle des Partners einnimmt, der um Aufmerksamkeit bettelt. Je nach Hund könnte diese bettelnde Position ein großer Nachteil sein, wenn es um den Führungsanspruch geht.



Das Belohnen

Die Alternative zur ständigen Belohnungsankündigung durch Ansprache und Locken ist das Belohnen, wenn der Hund von sich aus die Nähe zum Menschen sucht. Der Hund lernt dadurch schnell, dass lockere Leine und Aufmerksamkeit eine Belohnung bringt und der Mensch vermeidet die bettelnde Rolle.

Es kann aber auch hier passieren, dass der Hund die Belohnung nicht mit der lockeren Leine verbindet, sondern mit dem Kommen zum Menschen. Schnell wird dadurch ein Ablauf trainiert, bei dem der Hund ständig zwischen Außenwahrnehmung und Kontaktaufnahme zum Menschen wechselt. Das Ergebnis sind Hunde, die vor und zurück laufen und sehr unruhig an der Leine gehen.

Methoden, bei denen mit Motivation gearbeitet wird erfordern einen gut dosierten Umgang mit der Motivation und eine gute Einschätzung dafür, was der Hund als Belohnung empfindet.

Bei Belohnung über Spielzeug oder Futter gibt es häufig das Problem, dass es den Hund zu sehr aufregt und der Hund genau weiß, ob der Mensch das Objekt der Begierde in seiner Tasche hat oder auch nicht. Entsprechend funktioniert die Leinenführung - oder auch nicht.



Suchtgefahr

Erwähnenswert ist auch die suchtartige Fixierung des Hundes auf eine mögliche Belohnung die in manchen Hundeschulen oder Hundesportvereinen angestrebt wird. Dieses Suchtverhalten führt dann zu einem ständigen Kleben am Menschen. Krankhaftes Suchtverhalten sollte aber keine akzeptable Lösung sein.



Soziales Belohnen

Besser ist in vielen Fällen das Motivieren auf sozialer Ebene. Damit dies funktioniert muss das soziale Lob, die nette Berührung, ein wohlwollender Blick für den Hund einen Wert haben. Sozial übersättigte Hunde oder Hunde, für die der Mensch sozial fremd ist, sind auf diesem Weg nicht gut ansprechbar. Eine Veränderung der sozialen Strukturen im Zusammenleben ist hier erforderlich. Vorübergehend kann dann über Futter oder Spielzeug in Kombination mit sozialer Ansprache belohnt werden.

Manche Hunde empfinden den Sozialkontakt als unangenehm. In diesem Fall wäre eine nette Berührung des Hundes keine Belohnung und keine Motivation. Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht.



Hemmend

Sobald die Reize stärker sind als die Motivation durch Futter, Spielzeug oder Sozialkontakt scheitern die Bemühungen über Motivation häufig.

Die klassischen hemmenden Methoden wirken über Schmerz-, Schreck oder Zwang.

Es ist nachvollziehbar, dass diese Dinge von Menschen als nicht schön empfunden werden. Das Unangenehme gehört zum Leben und darf und soll hier auch genannt werden. Ob ein Vorgehen ethisch vertretbar ist, kann selten eindeutig entschieden werden. Eine ethische Betrachtung und auch die bestehenden Gesetze sind im Bereich der Strafe aber sehr wichtig. Der Missbrauch der Strafe durch unverhältnismäßige Anwendung hat leider in der Hundeerziehung eine lange Tradition.



Hilfsmittel

Unterschiedliche Hilfsmittel, wie spezielle Halsbänder oder Geschirre sollen dafür sorgen, dass dem Hund das Ziehen zumindest unangenehmer wird. (Mittlerweile sind einige Hilfsmittel, die beim Ziehen Schmerzen verursachen können, wie beispielsweise das Stachelhalsband, in Deutschland verboten.)

Alle Hilfsmittel haben gemeinsam, dass der Umgang mit ihnen gelernt werden muss. Eine falsche Anwendung kann fatal sein.

Hilfsmittel, wie beispielsweise ein Halti, können dem Menschen das sichere Führen des Hundes erst einmal wieder ermöglichen, wenn der Hund körperlich überlegen ist.

Häufig wird bei starken Hunden die Leine an Geschirr und Halsband oder Halsband und Halti befestigt. An einem Ende der Leine wird der Hund dann geführt und über das andere Ende der Leine wird bei Fehlverhalten eingegriffen. Dieses Vorgehen erfordert eine gute fachliche Anleitung und viel Übung. Das Training über Korrekturleine und Führleine ist mit dem Kuppeln, Bremsen und Gasgeben im Auto vergleichbar. Ohne Fahrschule landet man schnell vor der nächsten Wand.



Leine und Leinenruck

Die Leine selbst ist ein sehr starkes Hilfsmittel über das ständig Signale an den Hund übertragen werden. Häufig erlebt der Hund, wenn er an der Leine zieht, ein Zurückziehen der Leine durch den Menschen. Entweder durch ein Stehenbleiben, durch einen Richtungswechsel oder ein nach hinten ziehen der Leine. Ärger, Wut und Stress des Menschen werden fast immer durch die Leine auf den Hund übertragen.

Kontrovers wird das Leinenrucken im Training diskutiert. Dabei wird in angemessener Intensität die Leine kurz und ruckartig aus dem Handgelenk zurückgezogen, was einen impulsartiges Straffen (Ruck) am Halsband bewirkt. Verständlich, dass dieses Vorgehen in einer Spannweite von Missbrauch bis Gebrauch angewendet werden kann. Es ist eine Möglichkeit auf eine gewisse Entfernung in dem Moment, wenn der Hund an der Leine ziehen will, mit etwas Unangenehmen zu reagieren. Es wird aber auch häufig missbraucht, da es die erste natürliche Reaktion des Menschen auf das Ziehen des Hundes ist, wenn beim Menschen die Geduldsfäden reißen und Wut ins Spiel kommt.



Schreckreize und Drohung

Beim Überschreiten einer Grenze wird ein Signal gegeben, das vom Hund als Warnung empfunden wird. Ein einfaches ,,Nein“ oder ein ,,Zischlaut“ werden häufig verwendet. Sobald der Hund seine Aufmerksamkeit verliert und bevor sich die Leine strafft, wird die Warnung gegeben, um den Hund zu hemmen. Bei ständiger Benutzung der Warnung verliert diese aber ihre Wirkung. Die Ankündigung einer Strafe (Drohung) kann sich schnell abnutzen, wenn nie darauf etwas für den Hund Unangenehmes folgt.

Als Schreckreiz werden scheppernde, rasselnde und klappernde Geräusche verwendet. Dafür gibt es verschiedene Hilfsmittel, wie Dosen mit Schrauben, Flaschen mit Erbsen oder Metallscheiben, mit denen ein Geräusch erzeugt wird, wenn der Hund überholen will.

Ob der Hund das unangenehme Geräusch mit dem Ziehen an der Leine in Verbindung bringt, kann nie mit Sicherheit gesagt werden. Häufig werden solche Hilfsmittel vom Menschen übermäßig oder in falscher Intensität angewendet und können dadurch an Wirkung verlieren oder den Hund über einen langen Zeitraum dauerhaft stark belasten.



Direkter Konflikt

Anstupsen, ins Fell greifen, den Hund bedrängen und den Weg versperren sind gängige Techniken, die im Training verwendet werden. Häufig wird dabei über Bewegungseinschränkung gearbeitet, bei der dem Hund der Weg abgeschnitten wird, man sich zum Hund eindreht und körpersprachlich Räume öffnet oder schließt.

Hier geht der Mensch mit dem Hund in den direkten Konflikt. Dafür ist es erforderlich, dass der Hund den Menschen in dieser Rolle nicht in kritischer Weise hinterfragt und der Mensch einen Konflikt mit dem Hund auch für sich entscheiden kann.

Häufig ist es dafür erforderlich sich vorher Zeit für Veränderungen im sozialen Bereich zu nehmen, damit der Hund sich kleinschrittig an die neue Rolle des Menschen gewöhnen kann.

Es könnte fatal sein, wenn Mensch dem aufgeregten ziehenden Hund einfach so in den Weg springt, an der Leine ruckelt und zerrt oder ins Fell greift.

Zu Einschränkungen und Maßregelungen gehören immer zwei. Einer der es ausführt und einer der es hoffentlich versteht und akzeptiert.



Lösungsansätze

Leinenführigkeit ist ein Prozess, bei dem viele Dinge eine Rolle spielen, die mit der Leine in keinem Zusammenhang stehen. Ein junger Hund darf und soll noch viel lernen, bis man vom ihm perfekte Leinenführigkeit in jeder Situation erwarten kann.

Voraussetzung für das Gehen an lockerer Leine ist die Fähigkeit des Hundes innere und äußere Reize zu kontrollieren. Dafür sind Konzentrationsfähigkeit und Gelassenheit wichtig aber auch motorische Fähigkeiten. Die Entwicklung dieser Fähigkeiten braucht Zeit und Erfahrung. Es ist nicht fair einen Hund mit den unterschiedlichen Methoden zur Leinenführung bringen zu wollen, wenn dieser die Grundvoraussetzungen noch nicht gelernt hat.

Stellt sich heraus, dass es dem Hund an Ruhe, Gelassenheit und Konzentrationsfähigkeit mangelt, sollte das Projekt Leine erst einmal warten und an anderen Dingen gearbeitet werden, die dem Hund helfen, seine Fähigkeiten weiter zu entwickeln.

Strukturierte Tagesabläufe, ausreichend Schlaf, motorische Fähigkeiten trainieren, Konzentrationsübungen, lernen Frust zu ertragen und sich selbst zu regulieren, sind in der Entwicklung des Hundes wichtig.

Kaum ein Hund kann von Anfang an dauerhaft über eine längere Zeit an der lockeren Leine gehen und kein Mensch kann es leisten ständig darauf zu achten, dass die Leine locker bleibt.

Eine gute Leinenführigkeit verlangt eine Orientierung am Menschen.

Das Training der Leinenführung soll kleinschrittig und für den Hund verständlich erfolgen. Kurze Einheiten sind wichtig. Beginn und Ende der Trainingseinheiten sollten vom Menschen klar kommuniziert werden.

Dies kann durch ein Wechsel der Leinenlänge, ein Signalwort, eine kurze Berührung und eine andere Körperhaltung geschehen.

Je deutlicher das Ritual, um so weniger Missverständnisse gibt es beim Hund.

Ist der Hund nicht im ,,Training“ dann ist ihm auch ein Erkunden unter Leinenspannung erlaubt.



Methodenmix

Im Training zur Leinenführung können hemmende und motivierende Methoden kombiniert werden.

Hilfsmittel können dabei als Brücke sehr hilfreich sein aber langfristig sollte, nach Möglichkeit, auf sozialer Ebene mit dem Hund kommuniziert werden. Damit der soziale Kontakt auch eine hohe Wertigkeit für den Hund hat, müssen eventuell vorher die vielen kleinen Zahnräder im Getriebe des sozialen Miteinanders eingestellt werden.



Schnelle Lösungen

Hinter Schlagzeilen wie ,,10 Methoden, dem Hund das Ziehen an der Leine abzugewöhnen“ kann sich die Lösung verstecken. Eventuell funktioniert eine der Methoden und Ihr Hund zieht nicht mehr.

Das Ziehen an der Leine erfordert aber mehr als ein Ausprobieren verschiedener Methoden. Die direkte Zusammenarbeit mit einem Hundetrainer oder einer Hundetrainerin, die nicht ihre festgefahrenen Übungen abspulen, kann besonders in diesem Bereich das gesamte Zusammenleben mit dem Hund positiv beeinflussen. Es geht um mehr, als eine schnelle Lösung gegen das Ziehen zu finden.



Fazit

Meine 5 Schritte zur Leinenführigkeit

1. Gebe dem Hund Zeit um Konzentrationsfähigkeit, Gelassenheit und motorische Fähigkeiten zu entwickeln

2. Hinterfrage und verändere Gewohnheiten und soziale Strukturen

3. Finde die passende Motivation und Hemmung für Deinen Hund. (Möglichst auf sozialer Ebene)

4. Führe ein eindeutiges Ritual ein und signalisiere Deinem Hund, wenn er voll aufmerksam sein soll.

5. Trainiere locker und kleinschrittig bei ständiger Steigerung der Ablenkung und Zeit.

Alleine schon bei den Punkten 1, 2 und 3 gibt es viele Dinge zu beachten. Deshalb empfehle ich eine fachliche Beratung durch eine kompetente Hundetrainerin bzw. einen kompetenten Hundetrainer.