Wäre es nicht wundervoll, wenn wir mit Hunden so reden könnten, wie wir mit Menschen reden und wäre es nicht toll, wenn es ein Lexikon der Hundesprache gäbe?


Leider haben Hunde kein angeborenes Wortverständnis. Sie können aber sehr schnell sehr viel lernen und manchmal bekommt man den Eindruck, sie würden jedes Wort verstehen.



Vom Kommando zur Sprache

Die üblichen Hundekommandos wie Sitz, Platz und Fuß haben für den Hund erst einmal keine Bedeutung. Es sind belanglose Laute, die der Hund durch Wiederholungen mit einer Handlung verknüpft.

Im klassischem Hundetraining wird dies so gemacht, dass sobald der Hund eine Handlung verlässlich ausführt, das entsprechende Kommando eingeführt wird. Optimiert wird das Training durch gutes Timing und richtiges Belohnen.
Beim Training eines Kommandos wird nicht nur das Kommando, sondern auch die Umgebung im Hundegehirn mit abgespeichert. Deshalb kann es sein, dass ein Hund das ,,Sitz" im Wohnzimmer perfekt ausführt aber in der Küche scheinbar nichts mehr versteht. Deshalb sollte an unterschiedlichen Orten und unter verschiedenen Bedingungen trainiert werden.

Ein Kommando unterscheidet sich deutlich von der menschlichen Sprache. Das Kommando ist nur ein akustischer Reiz, auf den eine trainierte Reaktion folgt. Sprache ist mehr als Reiz und Reaktion. Sprache vermittelt komplexe Sachverhalte und Gefühle. Wir wählen Worte, die auf unsere Mitmenschen wirken, wir sind laut oder leise, reden schnell oder langsam.

Können Hunde unsere Sprache verstehen?

Je älter die Hunde werden, um so mehr scheinen sie unsere Sprache zu verstehen. Dies bestätigen auch sehr viele Hundehalterinnen und Hundehalter.

Wissenschaftlich wurde lange kontrovers diskutiert, ob der Hund über Lautäußerungen mit dem Menschen kommuniziert.
Der Wissenschaftler Erik Zimen vertrat die Theorie, dass die gesteigerte Lautäußerung der Hunde, im Vergleich zum Wolf, eine Anpassung an das Leben mit dem Menschen ist. Nachvollziehbar, denn Töne sind für uns Menschen wichtiger, als ein Anlegen der Ohren oder die Veränderung der Rutenhaltung. Der Hund wird so besser von uns verstanden.
Es ist deshalb auch vorstellbar, dass der Hund auch auf die menschliche Sprache mehr achtet, als ein Wildtier und vermutlich versteht er auch viel mehr als wir glauben. Ganz sicher viel mehr, als nur einsilbige Kommandos.

Bedenken müssen wir aber stets, was Dr. Dorit Urd Feddersen-Petersen so treffend formuliert hat: ,,DEN Hund gibt es nicht!"
Die Lautäußerung des Hundes unterscheidet sich stark, je nach Rasse aber auch individuell innerhalb einer Rasse. Deshalb wird wahrscheinlich auch die Fähigkeit unsere Sprache zu verstehen von Hund zu Hund sehr unterschiedlich sein.

Natürlich wird kein Hund die sprachlichen Fähigkeiten eines Menschen entwickeln können. Er wird keine Gedichte interpretieren, Ironie verstehen oder Bedienungsanleitungen befolgen. Er wird aber Situationen, Tonfall, Körperhaltung, Stimmungen und Wortkombinationen nach und nach miteinander in Verbindung bringen. Daraus entsteht eine Fähigkeit, die man vorsichtig als Sprachverständnis bezeichnen könnte.

Wir dürfen Sprache nicht losgelöst von unserer Stimmung und der Situation sehen, in der mit dem Hund gesprochen wird. Der Hund nimmt uns ganzheitlich wahr und wir sollten auch ganzheitlich mit ihm kommunizieren.



Was sagt die Wissenschaft über das Sprachverständnis unserer Hunde?

An der ungarischen Eötvös-Loránd-Universität wurde das Sprachverständnis der Hunde untersucht.
Dafür legte man Hunde in ein MRT und spielte ihnen verschiedene Worte vor. Darunter lobende Worte und neutrale Ausdrücke. Die Worte wurden mal in neutraler und mal in freundlicher Stimmlage präsentiert. Durch die Auswertung der Gehirnaktivität konnte man erkennen, dass Hunde den Wortinhalt und die Tonlage in verschiedenen Gehirnbereichen verarbeiteten. Erstaunlich dabei ist, dass es sich um die gleichen Gehirnbereiche handelt, die auch Menschen nutzen.
(Beim Hund und Mensch wird der Tonfall im subkortikalen Bereich des Gehirns verarbeitet, der für Emotionen zuständig ist. Der Inhalt wird in den kortexarealen des Gehirns verarbeitet.)
Die Ergebnisse lassen vermuten, dass der Hund nicht nur ein Wort versteht, sondern auch die mit dem Wort verbundenen Emotionen verarbeitet.

Wir können also davon ausgehen, dass wir im Sinne des Kommunikationswissenschaftlers Paul Watzlawick folgende Regeln auch in der Kommunikation mit dem Hund aufstellen können:

  • Man kann nicht, nicht kommunizieren.
  • Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt
  • Kommunikation ist immer Ursache und Wirkung (kreisförmig)

Oder ganz einfach ausgedrückt, kann man sagen, dass der Hund beispielsweise ein ,,Fein" von einem ,,Nein" sehr gut unterscheiden kann, weil die Emotionen immer mit transporiert werden. Man kann die Emotionen nicht verstecken und sollte sich deshalb auch damit abfinden, dass Hunde nicht nur Wörter, sondern auch Stimmungen hören können und auf diese Stimmung entsprechend reagieren.



Wie kann unsere Sprache Hunde beeinflussen?

Noch bevor die ersten kommerziellen Hundeschulen gegründet wurden und sich die Wissenschaft ernsthaft für Hunde interessierte, versuchten Menschen ihre Hunde über ihre Stimme zu beeinflussen.

Töne sind eine gute Möglichkeit den Hund zu beeinflussen. Wir Menschen haben ein intuitives Verstehen für Töne und deren Wirkung.

  • hohe Töne = aktivieren
  • tiefe Töne = beruhigen
  • laute Töne = aktivieren
  • leise Töne = beruhigen
  • Töne in schneller Folge = aktivierend
  • Töne in langsamer Folge = beruhigend

Mit dieser ,,Formel" kann man die eigene Stimme wie Musik einsetzen und für den Hund beruhigende oder aufregende ,,Melodien" erklingen lassen.

Leider schleichen sich hier in der Praxis immer wieder Fehler ein.
Beispielsweise wird viel zu übertrieben in hohen Tönen gelobt, wenn der Hund gerade entspannt an der Leine geht oder es wird mit schneller und lauter Wortfolge auf den Hund eingeredet, der bereits sehr aufgeregt ist.
Die Ursache liegt darin, dass unsere Stimme auch unsere Gefühle transportiert. Sind wir selbst aufgeregt, kann unsere Stimme nicht beruhigend wirken.



Der natürliche Weg der Sprache

Es ist sinnvoll den Hund in seiner hündischen Welt abzuholen. Dafür muss der Mensch nicht knurren oder bellen. Wir sollten im Umgang mit dem Hund immer Mensch bleiben und einfach normal mit dem Hund umgehen. Der Hund lebt bereits so lange mit dem Menschen zusammen, dass er ein Gefühl für unsere Stimme und unsere Stimmung hat.

Wir wissen, dass Hunde unsere Laute auf sachlicher und auch emotionaler Ebene verstehen.

Im Bereich der Kommandos sollte es dem Hund möglichst einfach gemacht werden und immer gleiche Worte verwendet werden. Das sorgt für Klarheit, Sicherheit und Verlässlichkeit auf beiden Seiten. Im Bereich des sozialen Miteinanders sollte aber Sprache, wie wir Menschen sie verwenden, nicht fehlen. Gerade weil sie auch Gefühle übertragen kann.

Töne sind sinnvoll und können bewußt eingesetzt werden, um den Hund zu motivieren, seine Aktivität zu steigern aber auch um ihn zu beruhigen oder ihn in seinem Handeln zu hemmmen.

Das Sprachverständnis ist beim Hund wie beim Menschen vorhanden und deshalb sollten wir die Sprache auch nutzen, als ein Mittel, das in Kombination mit unserer Körpersprache dem Hund hilft uns und unsere Welt besser zu verstehen.